17. Juni 2015 "Kräuter in der Krisenzeit - Überleben in der Not"

17. Juni 2015 "Kräuter in der Krisenzeit - Überleben in der Not"

.. Vortrag von Günter Stadler im "inatura" in Dornbirn.

 

Das Referat findet im Zusammenhang mit den Gedenkveranstaltungen zu den Jahrestagen des ersten Weltkrieges und den Kulturtagen Dornbirn statt. Günter Stadler merkt aber gleich zu Beginn an, dass mit grösster Wahrscheinlichkeit damals wie heute dieselben Kräuter in unserer Gegend wuchsen und verwendet wurden. Das Referatsthema hat aber in der heutigen Zeit mit ihren vielen Krisenherden weltweit an Bedeutung gewonnen. Überall, wo die finanziellen Mittel zu pharmazeutischen Produkten fehlen, sind die Menschen auf die altüberlieferten Rezepte der Volksmedizin angewiesen. Zudem ist ein immer stärker werdender Trend zu vermerken, chemisch hergestellte Medikamente in zweiter Instanz zu verwenden und in erster auf die Wirkstoffe der Pflanzen zu vertrauen. Günter Stadler weisst aber auch ganz klar auf die Grenzen der Heilwirkung von Pflanzen hin, ist aber überzeugt, dass ein stetiges Umdenken uns beim Umstellen auf die Pflanzenkraft in Notzeiten helfen wird. Es ist sehr hilfreich, auf seinen Körper zu vertrauen, zu spüren, was er braucht und wie wir ihm praktisch helfen können. Wissen aus Büchern hilft uns dabei nur teilweise, die praktischen Erfahrungen, was wann wie hilft sind wesentlich wertvoller.

 

Bevor Günter Stadler einzelne Pflanzen und ihre Wirksamkeit den Anwesenden näher brachte, wollte er vom Publikum wissen, was zu tun sei, wenn einem ein leichtes Frösteln schüttle, der Hals etwas kratze, die Stimme nicht mehr so ganz gehorche und auch ein kleines Hüsteln nicht ausbleibe. Unzählige Antworten mit Tipps und Tricks zeigten, dass ein fachmännisches Publikum auf die Ausführungen wartete.

 

In seinem fast zweistündigen Referat stellte Günter Stadler auf folgende Pflanze vor:

 

Johanniskraut

Hypericum perforatum / maculatum

Bei allen Arten von Verletzungen, auch tiefen Wunden

Leicht antidepressive Wirkung

Interaktion mit der Mini-Pille, Immunsuppressiva, Medikamente der Anti-HIV-Behandlung

Positive Wirkung durch Phytohormone in der Menopause

  • Die Sonnenlichtempfindlichkeit von Johanniskraut ist von Forschern nicht bestätigt worden. Es sind aber immer noch nicht alle Inhaltsstoffe des Krautes erforscht, die Volksheilkunde weiss aber, dass es die Summe aller Bestandteile im Johanniskraut sind, die es so wertvoll machen.

Ringelblume

Calaendula officinalis

„nicht“ einheimisch, aber sehr Vermehrungsfreudig

  • Drei Arten von Samen(Früchten) > Verbreitung durch Tiere, Wind und Frass

Hautleiden aller Art

Sanikel

Sanicula europaea

Waldpflanze mit sehr kleinen Doldenblüten

Entzündungshemmend innerlich wie äusserlich (z.B. Fieberblasen oder offene Wunden wie offene Blasen)

Beinwell

Symphytum officinale

Regt Zellerneuerung an

Vor allem äusserliche Anwendung

Achtung > Pyrrolizidinalkaloide können Krebsfördernd wirken

Harz

Tinktur zur Wundwaschung

  • Kann Allergien auslösen

Schliesst Gefässe, desinfiziert

Arnika

Arnica montana

Tinktur zur Wundwaschung

  • Achtung: Korbblütler > Allergien

Schliesst Gefässe, desinfiziert

D4 Globuli in der Hausapotheke > bei allen Verletzungen und Wunden zur besseren Heilung auch vorbeugend

 

Gedeiht auf saurem und kalkreichem Boden

 

 

Holunder

Sambucus nigra

Blüten mit Lindenblüten und Hagebutte 3-4 mal täglich eine Tasse bei Erkältungskrankheiten

Beeren wirken gegen freie Radikale

D6 Globuli helfen Babys bei Schnupfen

Linde

Tilia platyphyllos und cordata

Sommerlinde     > grosse Blätter Unterseite weisslich behaart

Winterlinde         > kleinere Blätter Unterseite rötlich behaart

 

Andern Linden fehlen die Wirkstoffe gegen Hustenreiz und zum Lösen von Schleim

Kapland Pelargonie

Pelargonium sidoides

Nicht einheimisch (Pflanze gehört zum Mensch, wo er lebt > Wirkung aber unbestritten)

 

Immunstärkend

Gleichzusetzten mit Echinazeae

Als Kur einsetzten

Isländisch Moos

Cetraria islandica

Husten ohne Fieber

Natürliches Antibiotikum

 

 

Kamille

Matricaria recutita

Ursprünglich nicht heimisch

 

Krampflösend

  • Bei Neigung zu Nierensteinen > Bad > Wirkung wird durch die Haut aufgenommen (verstärkend mit Löwenzahn und Schachtelhalm)

Kleine Kamille auch nutzbar (Ruderalflächen und Wege)

Wirkstoffe Bisabolol und Blauöl

Achtung               bei Kindern schwach dosieren (2-3 Köpfchen pro Tasse)

                               Korbblütler > Allergie

Schfgarbe

Achillea millefolium

Stark krampflösende

Frauentee > Mensbeschwerden (zusammen mit Frauen- und Silbermänteli, evtl. weisser Taubnessel)

Gänsefingerkraut

Potentilla anserina

Krampfkraut

 

Blutwurz

Potentilla erecta

Wurzel gerbstoffreich

  • Tinktur gegen Durchfall

Pfefferminze

Mentha piperita

Wirkt beruhigend und krampflösend auf gereizten Magen

Kalmus (Wurzel)

Acorus calmus

In Fastenwochen gegen das „rumoren“ im Magen beruhigend

Mit Käsepappel (Malva sylvestris) kombinieren

Malve

Malva sylvestris

Beruhigt den Magen und wirkt dadurch reflektorisch bei Husten in der Lunge

 

 

 

Heidelbeere

Vaccinium mytrhillus

Bei Durchfall > Saft vorallem bei Kindern

Blutzuckersenkend (Blätter)

Preiselbeere

Vaccinium vitis-idaea

Blasen- und Nierenentzüngungen > bildet Schutzschicht auf dem Gewebe, so dass Bakterien sich nicht einnisten können

Bruchkraut

Herniaria glabra

Blasenentzündungen

Hemmend und krampflösend (ergänzen mit Bärentraube und Kürbiskernen)

Schachtelhalm

Equisetum arvense

Bäder bei Nierenproblemen

Kieselsäure für Haut, Haare und Nägel

Bindegewebsstärkend

 

Achtung > nur Ackerschachtelhalm verwenden

Hauhechel (Wurzel)

Ononis spinosa

Wasserlösend

Liebstöckel (Wurzel)

Levisticum officinale

Peterli (Samen)

Petroselinum crispum

Wacholder (Beeren)

Juniperus communis

Goldrute

Solidago virgaurea und canadensis

Nierenanregend

Auch in Rheumatees < schwemmt aus

Weidenröschen

Epilobium angustifolium

Alle Männerleiden

Gutartige Prostatabeschwerden

Knoblauch

Allium sativum

Gefässaktivierend

Desinfizierend und antibakteriell

Atem!

 

Günter Stadler hat abschliessend nochmals darauf hingewiesen, dass die Volksmedizin auch an Grenzen stösst und die Schulmedizin daher nicht ersetzen aber oft die Einnahme von Medikamenten reduzieren oder gar unterstützen kann.

Vielen „leichten“ Krankheiten, wie einer starken Erkältung, sollte man aber auch Raum lassen, durch Ruhe, viel Schlaf und viel Trinken von entsprechenden Tee’s und Teemischungen (3-5 verschiedene Kräuter) selbst zu heilen. Der Körper braucht Zeit, seine Abwehrkräfte zu mobilisieren und die Krankheit zu bekämpfen. In der Regel ist so eine Erkältung innerhalb von 3-4 Tagen gut ausgeheilt. Werden die Symptome in unserer schnelllebigen Zeit, die keine Ruhephasen eingesteht, unterdrückt, zieht sich die Mattigkeit und das Unwohlsein schnell einmal über 1-2 Wochen hinweg. Eine Erkältung oder sogar eine Grippe ist immer ein Training für unser Immunsystem.

Günter Stadler hat unser Wissen um die Wirksamkeit der Kräuter wieder aufgefrischt und uns im Umgang damit bestärkt, dass die Pflanze in ihrer Summe besser ist als alle isolierten Wirkstoffe.